Sonntag, 25. Juli 2010

semiotics of the deichtorhallen.


julia stoscheks heute zu ende gegangene ausstellung in den deichtorhallen hamburg, i want to see how you see.

um julia stoschek kam man diesen sommer in hamburg nicht herum: überall plakate der schönen julia in weissem feinripp und mit seemannsmütze. die sammlerin, die in düsseldorf auf 2500 quadratmetern ein eigenes haus für ihre sammlung geschaffen hat, durfte sich jetzt also auch in den deichtorhallen inszenieren. deren leiter dirk luckow hatte geladen und angeblich auch die idee, julia stoschek so unverschämt hübsch penetrant zum covergirl der ausstellung zu machen. warum also nicht zu einem mittel greifen, das im modekontext bereits längst usus ist: ein wenig celebrity verspricht schliesslich glamour und sexiness, eine derart offensive personalisierung ist in einem kontext wie diesem natürlich nicht ironiefrei zu lesen. natürlich nicht. dennoch: das prinzip (weibliche) schönheit wird innerhalb der ausstellung fortgesetzt. da wird mit populären arbeiten und grossen namen aufgewartet und interessanterweise zwischen pipilotti rist`s buntem videogeblubber die feministischen heroinen hannah wilke, martha rosler oder eleanor antin platziert. hannah wilke posiert in Hannah Wilke through the large Glass 1976 modelgleich hinter
marcel duchamps grossem glas, martha rosler dekliniert in Semiotics of the kitchen das kleine abc der hausfrau durch und antin macht auch in The King von 1972 mit angeklebtem bart eine gute figur. nein, an dieser auswahl aus der auswahl (dirk luckow wählte aus der vorauswahl stoscheks aus) gibt es eigentlich nichts zu mäkeln: ungewöhnlich viele künstlerinnen im programm und dennoch bleibt bei mir ein schaler beigeschmack. neues habe ich nichts entdeckt, die nummer sicher scheint für frau stoschek ein wichtiges kriterium zu sein und ach ja, schön sollte das, worin viel geld und leidenschaft gesteckt wird, auch sein. denn, um mit marina abramovic zu schliessen: das motto art must be beautiful, artist must be beautiful ist nach wie vor nicht obsolet. das besagte video war übrigens auch in den deichtorhallen zu sehen - julia stoschek weiss einfach, wie frau sich auf dem noch immer männerdominierten kunstmarkt behauptet. oder besser: in diesem falle hatte wohl dirk luckow mit dem riecher fürs feinrippportrait die nase vorn.

2 Kommentare:

eulen hat gesagt…

ich denke das motto "art must be beautiful, artist must be beautiful" ist aktueller denn je.

die tendenz zur personalisierung ist wohl ein medienübergreifendes phänomen, das vor der kunst nicht halt macht... bedient hier wohl das auktionsrekord-schickmicki-miami-jetset-image von zeitgenössischer kunst als statussymbol.

ein übersteigerte medici-eske mäzenengeste, mit dem look eines glamour-cover gekreuzt.

anyway: blica schön bist du mit gewohnter "spitzer feder" zurück.

mahret hat gesagt…

ich nuss habe es natürlich nicht in die ausstellunge geschafft. der mann war bei der eröffnung, während die frau in berlin weilte und auch die paar male, die sie in hamburg war, hat sie den besuch der ausstellung aufgeschoben. was nützt das jammern. dann fahr i halt nach düsseldorf! danke aber für die informative zusammenfassung!

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